Dienstag, 20. Januar 2009

Die Eleganz des Igels

Ich nähe nicht nur gerne, ich lese auch gerne. und es ist immer wieder gut, wenn ich in einem Buch auch nur einen Satz finde, wo ich beim Lesen das Gefühl habe: Nur für diesen einen Satz hat es sich gelohnt, dieses Buch zu lesen.

Wir unterhalten uns mehr oder weniger oft über den Sinn und Unsinn des Lebens. Darüber, ob der Mensch so etwas wie Bestimmung hat, ob er einen freien Willen hat usw.

Im Buch „Die Eleganz des Igels“ von Muriel Barbery finde ich nun einen eben solchen Absatz.
Abgesehen davon, dass meine Schwester mir dieses Buch empfohlen hatte, haben mich zwei Aussagen auf der Rückseite des Buches fasziniert:

„Ich heiße Renée. Ich bin vierundfünfzig Jahre alt. Seit siebenundzwanzig Jahren bin ich Concierge in der Rue de Grenelle 7, einem schönen, herrschaftlichen Stadthaus mit Innenhof. Ich bin Witwe, klein, hässlich, mollig, ich habe Hühneraugen und in gewissen Morgenstunden einen Mundgeruch wie ein Mammut. Doch vor allem entspreche ich so genau dem Bild, das man sich von den Conciergen macht, dass niemand auf die Idee käme, ich könnte gebildeter sein als all diese selbstgefälligen Reichen.“

„Ich heiße Paloma, bin zwölf Jahre als, ich wohne in der Rue de Grenelle 7 in einer Wohnung für Reiche. Meine Eltern sind reich, meine Familie ist reich, und meine Schwester und ich sind folglich potentiell reich. Doch ich weiß schon lange, dass die Endstation das Goldfischglas ist, die Leere und der Unsinn des Erwachsenenlebens. Warum ich das weiß? Der Zufall will, dass ich sehr intelligent bin. Daher habe ich meinen Entschluß gefasst: Am Ende dieses Schuljahres, an meinem dreizehnten Geburtstag, werde ich Selbstmord begehen.“


Der Absatz auf den Seiten 264 und 265, den ich meine, behandelt ein Gespräch über den Begattungsflug des Bienenvolkes.

"... Leben, sich ernähren, sich fortpflanzen, die Aufgabe erfüllen, für die man geboren wurde: darin steckt keinerlei Sinn, das stimmt, aber so stehen die Dinge nun einmal. Diese Arroganz der Menschen, zu glauben, sie können die Natur bezwingen oder dem Schicksal entfliehen, das allein kleinen biologischen Dingen bestimmt ist.....und diese Verblendung in bezug auf die Grausamkeit und Gewalttätigkeit ihrer eigenen Art und Weise zu leben, zu lieben, sich fortzupflanzen und mit ihren Mitmenschen Krieg zu führen….
Ich für meinen Teil glaube, daß wir nur eines tun können: die Aufgabe finden, für die wir geboren worden sind, und sie so gut wie möglich erfüllen, mit aller Kraft, ohne die Dinge unnötig zu komplizieren und ohne zu meinen, in unserer animalischen Natur liege etwas Göttliches. Nur so werden wir das Gefühl haben, etwas Konstruktives zu tun, wenn der Tod uns holt. Die Freiheit, die Entscheidung, der Wille: das sind alles Hirngespinste. Wir meinen, wir können Honig machen, ohne das Schicksal der Bienen zu teilen, doch auch wir sind nur arme Bienen, dazu bestimmt, unsere Aufgabe zu erfüllen und dann zu sterben.

Montag, 28. Juli 2008

Babydecken




Es hat mich richtig gepackt: ich nähe Babydecken. Nicht, weil so viele Babys rundum im Familien- und Freundeskreis geboren werden. Sondern weil mein Bestreben eigentlich war, erst einmal alle "alten" Stoffe aufzubrauchen, bevor ich meine Lagermöglichkeiten weiter strapaziere. Natürlich klappt das nicht so ganz: man hat zwar schon vorhandene Stoffe, aber die wirken ja erst, wenn man sie wieder mit neuen kombiniert. Nun, was solls? Die Decken sind wirklich gelungen, eine (bisher eine, es werden wohl andere folgen) hat sogar ein Webband auf der Rückseite mit dem Titel "Prinzessin, Prinzessin...." - es gibt also gar keinen Zweifel, für wen diese Decke sein soll...)

Mittwoch, 3. Oktober 2007

Aus Alt mach Neu


Das war ja mal der Sinn von Patchwork: aus alten, zerschlossenen Stoffen (aus der Not heraus) etwas neues zu machen. Nachdem wir ja nun dekadent genug sind, neue Stoffe zu kaufen, diese zu zerschneiden, und neue Decken oder Wandbilder daraus zu machen, fallen ja aus diesen neu gekauften Stoffen auch wieder Reste an. Und jetzt wird kein neuer Stoff gekauft - die alten müssen ja auch mal weg. Nur, daß dann natürlich doch wieder Neustoff gekauft werden muss, weil die schwarzen Dreiecke so viel schwarzen Stoff "fressen", daß der vorhandene eben nicht reicht.
Aber nun ist diese Decke fertig! Sie gefällt mir wirklich gut. Aus vielen, alten, bunten Stoffen, zu Dreiecken geschnitten, und immer mit einem schwarzen Dreieck zu einem Quadrat genäht. Diese Decke wird im kommenden März verschenkt werden, der "Junge" wird dann achtzehn Jahre alt werden. Und wie ich eigentlich jetzt schon weiß: sie wird gut ankommen. Er klaut sich nämlich ständig die Decke von der Couch!

Freitag, 17. August 2007

Katzen und Präparatoren


Immer, wenn ich mit Füllwatte arbeite, also entweder ein Tier wie diese Katzen oder ein Nadelkissen oder sonst etwas gepatchtes ausstopfe, dann denke ich lächelnd an meine erste und große Liebe. Ich denke daran, daß er "große Tiere" ausstopft, denn er ist Präparator an einem großen Museum in Deutschland.

Und ich denke daran, daß ich ihm damals "einen Korb" gegeben habe, und daß er auf meine wiederholten Wieder-Annäherungsversuche niemals reagiert hat. Ich denke, er hatte Recht. Vielleicht hat uns das davor bewahrt, uns irgendwann zu zerfleischen. Und es hat dazu geführt, daß ich auch heute, 40 Jahre später, immer noch lächelnd an ihn denken kann. Zumindest, wenn ich mit Füllwatte arbeite......

Mittwoch, 24. Januar 2007

Patchwork und Quilts


Es heißt, daß die amerikanischen Siedlerfrauen die Quilts "erfunden" haben. Sicher ist, daß schon im "finsteren Mittelalter" gequiltet wurde: und zwar wattierte Unterkleidung für Männer, die Rüstungen tragen mussten. Wäre sonst auch noch schlimmer gewesen...


Zurück zu den Siedlerfrauen:

Material war knapp, im Winter war es lausig kalt, und die mitgebrachten Mäntel oder Decken wurden löchrig. Man konnte sich keinesfalls leisten, so etwas wegzuwerfen. Also nähte man daraus Neues. So langsam entwickelte sich aus der Not ein Kunsthandwerk: Stoffe wurden zerschnitten, und sei es nur, um die Löcher wegzuschneiden. Die restlichen Teile wurden zu Mustern arrangiert und zu einer Decke zusammengenäht, als Futter diente ein altes Moltontuch oder eine zerschlissene Decke, Gardinen oder Pferdedecken. Damit diese Lagen zusammenhielten, wurden sie mit der Hand gesteppt - daraus entwickelten sich dann wirklich grundschöne, aufwendige Quiltmuster.

Aus Alt mach Neu - und diese Decken wärmten dann wieder einige Jahre,- und wärmen heute noch die Herzen von Sammlern und Liebhabern.

Heute: Als Geschenke für Tochter und Sohn, zur Konfirmation, zum Examen, einfach so.
Als besonderes Geschenk für den Partner, die Partnerin oder Freundin.
Als Geschenk für Nichten und Neffen - Taufgeschenke, Geburtsgeschenke ....
für manche Menschen sind sie einfach unentbehrlich.

Es ist wunderschön, einen Quilt zu besitzen.
Es macht einen Riesenspaß, einen Quilt zu fertigen.
Und noch was: nie denkt man so oft an den Menschen, für den man einen Quilt näht, als während der Zeit des Nähens oder Quilterns...(oder Socken strickt, oder ein Bild stickt, oder einen Kuchen backt....)